Tatort – Preview

Der rote Schatten

DER ROTE SCHATTEN handelt von einem angeblichen Badewannenunfall, bei dem Marianne Heider ums Leben kam. Christoph Heider, Mariannes Exmann, glaubt jedoch, dass sie von ihrem letzten Lebensgefährten Georg Jordan ermordet wurde. Er will aus diesem Grund den Leichnam im Ausland obduzieren lassen, wird aber bei dem Versuch ertappt, diesen aus der Friedhofskapelle zu entführen. Für Thorsten Lannert und Sebastian Bootz sollte das gar kein Fall sein – immerhin hat die Oberstaatsanwaltschaft Mariannes Tod bereits als Unfall zu den Akten gelegt. Doch die beiden finden Heiders Argumente glaubwürdig genug, um der Sache nachzugehen. Dabei stellen sie fest, dass Georg Jordan in den 1970er Jahren als V-Mann für den Verfassungsschutz gegen die RAF eingesetzt war. Ist das der Grund dafür, dass die Kommissare bei den Ermittlungen ständig auf Widerstand aus Polizeibehörde und Staatsanwaltschaft stoßen?

Der Tatort erinnert an die Rolle, die die Stadt Stuttgart gespielt hat, als sich in der »Todesnachtvon Stammheim« zum 18. Oktober 1977 im dortigen Gefängnis drei Terroristen das Leben nahmen und eine knapp überlebte. Die Nähe der JVA Stammheim, wo eigens ein neuer Sicherheitstrakt und ein Gerichtssaal gebaut worden waren, machte die Stuttgarter noch mehr als die Menschen anderswo zu Zeugen und Beteiligten einer Eskalation nicht nur der Ereignisse, sondern auch der Stimmung, die sich genauso unter Bürgern wie unter Vertretern der Kulturbetriebe extrem aufgeheizt hatte. Die Bitte der Mutter von Gudrun Ensslin um Unterstützung einer Zahnbehandlung der inhaftierten Terroristin, die sich der damalige Intendant des Staatsschauspiels, Claus Peymann, qua Anschlag am Schwarzen Brett des Theater bekannt machte, wurde zum Politikum. Auch die Frage der Beerdigung der Terroristen beschäftigte die Stuttgarter. Erst durch die beherzte und menschliche Entscheidung des damaligen Oberbürgermeisters Manfred Rommel konnten Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe auf dem Stuttgarter Dornhaldenfriedhof bestattet werden.

DER ROTE SCHATTEN thematisiert die bis heute offen gebliebenen Fragen, die auch in den öffentlichen Debatten der letzten Jahre – wie etwa im Zuge des Prozesses gegen Verena Becker, der 2013 zu Ende ging – diskutiert worden sind. Dabei spielt der Film auf zwei Zeitebenen: in der Jetztzeit und in den entscheidenden Wochen des Oktobers 1977. In diesem Wechselspiel von Heute und Vergangenheit, zwischen fiktionaler Mordermittlung und dokumentarischen Fragmenten schafft Dominik Graf dem Publikum Raum, sich mit den Nachwirkungen des Linksterrorismus der bundesdeutschen 1970er Jahre auseinanderzusetzen.

23 09 | 20 15 Uhr
Filmmuseum Potsdam
Uraufführung
TV-Erstausstrahlung
10.2017
Regie
Dominik Graf
Produzent
Jochen Laube
Fabian Maubach
im Auftrag des SWR
Redaktion
Brigitte Dithard
Darsteller
Richy Müller
Felix Klare
Carolina Vera
Mimi Fiedler
Autor
Raul Grothe
Kamera
Hendrik A. Kley
Schnitt
Tobias Streck
Musik
Sven Rossenbach
Florian van Volxem