Pressemitteilungen

Press release | 31 08 2017

Die Werkstattgespräche beim »moving history – Festival des historischen Films«

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Das thematische Programm der ersten Ausgabe von »moving history – Festival des historischen Films« (20.–24.09.2017) zeigt eine Auswahl von Filmen, deren Bezugspunkt die Zeit vom 2. Juni 1967 bis zum Deutschen Herbst 1977 ist. Audiovisuelle Dokumente, Dokumentationen und Fiktionalisierungen, die seit 1967 entstanden sind und noch immer entstehen. Die beiden neuesten Filme des Programms werden als Entstehungsprozess in Werkstattgesprächen vorgestellt:
SYMPATHISANTEN – UNSER DEUTSCHER HERBST unter der Regie von Felix Moeller und
Gerd Kroskes PSYCHO RAF? – EINE GESCHICHTE DES SPK (AT).

Am Donnerstag, 21.09.17 um 20.00 Uhr im Filmmuseum Potsdam
Felix Moeller über seinen aktuellen Kinodokumentarfilm:
SYMPATHISANTEN – UNSER DEUTSCHER HERBST
Moderation: Ilka Brombach und Chris Wahl

Der Regisseur Felix Moeller gibt Einblick in Recherche, Entstehung und Arbeitsprozess seines neuesten Kino-dokumentarfilms SYMPATHISANTEN – UNSER DEUTSCHER HERBST. Die Bundesrepublik in den 1970er Jahren. Künstler, linksliberale Intellektuelle, Hochschullehrer, Journalisten und Geistliche gerieten als vermeintliche geistige Wegbereiter des RAF-Terrorismus ins Fadenkreuz von Polizei, Presse und Politik. Sie wurden als »Sympathisanten« bezeichnet, eine Wortschöpfung der damaligen Zeit. »Sympathisant« wurde zum bestimmenden Un- und Schlagwort der 1970er Jahre. Die prominenten Sympathisanten sahen sich zum Feindbild erklärt. Zeitungen wie Bild und Welt bezeichneten sie als das »Reservistenheer des Terrorismus«, »geistige Komplizen« und »Lobredner des Terrors« – mitverantwortlich für Bomben, Morde und Gewalttaten. Der Schriftsteller und Literatur- Nobelpreisträger Heinrich Böll beklagte ein Klima des Denunziantentums und der und Hexenjagd. Auch die Eltern des Regisseurs wurden zu den Sympathisanten gezählt. Margarethe von Trotta und Volker Schlöndorff, haben Filme wie die VERLORENE EHRE DER KATHARINA BLUM, DIE BLEIERNE ZEIT oder DIE STILLE NACH DEM SCHUSS gedreht. Beide haben sich in ihren Filmen intensiv mit dem Thema Terrorismus und den Motiven von Radikalisierung und Gewalt der Protestgeneration auseinandergesetzt. Viele ihrer Arbeiten gelten heute auch international als Hauptwerke des politischen Kinos in Deutschland. SYMPATHISANTEN – UNSER DEUTSCHER HERBST ist eine persönliche Annäherung an 40 Jahre Deutscher Herbst als Familiengeschichte, Filmgeschichte und Gesellschaftsportrait.

Am Freitag, 22.09.17 um 21.00 Uhr im Filmmuseum Potsdam
Gerd Kroske über seinen Kinodokumentarfilm
PSYCHO RAF? – EINE GESCHICHTE DES SPK (AT)
Moderation: Knut Elstermann

Der Regisseur Gerd Kroske gibt Einblick in den Entstehungsprozess und die Arbeit an seinem neuesten Dokumentarfilm Psycho RAF? – EINE GESCHICHTE DES SPK (AT) und bringt bereits fertiges Filmmaterial mit. 1970 begründete der Arzt Wolfgang Huber in Heidelberg gemeinsam mit Patienten das antipsychiatrische »Sozialistische Patientenkollektiv« (SPK). Umstrittene Therapiemethoden, politische Forderungen und der massive Zulauf von Patienten, die der üblichen »Verwahr- Psychiatrie« tief misstrauten, führten zum Konflikt mit der Universität Heidelberg, der sich bald zuspitzte und in die Radikalisierung des SPK mündete. Eine nicht geringe Anzahl von dem SPK zugerechneten Personen schloss sich der RAF an, darunter Klaus Jünschke, Gerhard Müller, Margrit Schiller, Lutz Taufer, Bernhard Rössner, Hanna Krabbe, Siegfried Hausner, Elisabeth von Dyck, Ralf Baptist Friedrich und Sieglinde Hofmann.
Das Experiment endete schließlich mit Verhaftungen, Gefängnis und der Aberkennung von Hubers Approbation. Dabei stand die Härte der Strafverfolgung in kaum einem Verhältnis zu den eigentlichen Taten. Der Ruf, die RAF unterstützt zu haben und letztendlich in deren Terror aufgegangen zu sein, haftet dem SPK seither an. Er überlagert, worum es damals eigentlich ging: um die Rechte von Psychiatriepatienten und um Selbstermächtigung, um Fragen also, die noch immer Aktualität besitzen. PSYCHO RAF? – EINE GESCHICHTE DES SPK (AT) wird sich der unerzählten Geschichte des Deutschen Vorherbstes und seinen Folgen bis ins Heute widmen. Eine Geschichte vom Irresein und Irrewerden, ihrer öffentlichen Wahrnehmung und (nicht) zwangsläufigen Gewalt.
Partner des »moving history – Festivals des historischen Films« sind das Brandenburgische Zentrum für Medienwissenschaften (ZeM), die Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF, das Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) und das Filmmuseum Potsdam.
Das Festival wird gefördert von der Landeshauptstadt Potsdam, dem Medienboard Berlin-Brandenburg (MBB), dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg (MWFK) sowie der Friedrich-Ebert-Stiftung, Landesbüro Brandenburg (FES). Unterstützt wird »moving history« von der Investitions- und Landesbank Potsdam (ILB).
Die Veranstalter danken darüber hinaus dem Preisstifter für die Clio, dem Filmpark Babelsberg.

Press release | 21 08 2017

Preview:
TATORT – DER ROTE SCHATTEN von Dominik Graf beim »moving history – Festival des historischen Films«

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Am Samstag, den 23.09.2017 präsentiert das »moving history – Festival des historischen Films« (20.–24.09.2017) in einer Preview den neuen Stuttgarter Tatort von Dominik Graf DER ROTE SCHATTEN. Der Regisseur Dominik Graf sowie sein Produzent Jochen Laube werden den Film persönlich vorstellen.

TATORT-PREVIEW – DER ROTE SCHATTEN
Regie: Dominik Graf  | Autor: Raul Grothe  | Produzent: Jochen Laube, Fabian Maubach  | im Auftrag des SWR, Redaktion Brigitte Dithard  || Darsteller: Richy Müller, Felix Klare, Carolina Vera, Mimi Fiedler u.v.a.  || Sendetermin: Oktober 2017

Zum Inhalt: Marianne Heider kam angeblich bei einem Badewannenunfall ums Leben. Christoph Heider, Mariannes Exmann, glaubt jedoch, dass sie von ihrem letzten Lebensgefährten Georg Jordan ermordet wurde und möchte den Leichnam im Ausland obduzieren lassen. Für Thorsten Lannert und Sebastian Bootz sollte das gar kein Fall sein – immerhin hat die Oberstaatsanwaltschaft Mariannes Tod bereits als Unfall zu den Akten gelegt. Doch die beiden finden Heiders Argumente glaubwürdig genug, um der Sache nachzugehen. Dabei stellen sie fest, dass Georg Jordan in den 1970er Jahren als V-Mann für den Verfassungsschutz gegen die RAF eingesetzt war. Ist das der Grund dafür, dass die Kommissare bei den Ermittlungen ständig auf Widerstand aus Polizeibehörde und Staatsanwaltschaft stoßen?
Dominik Grafs TATORT – DER ROTE SCHATTEN erinnert an die Rolle, die die Stadt Stuttgart gespielt hat, als sich 1977 im dortigen Gefängnis drei Terroristen das Leben nahmen und eine knapp überlebte. Die Nähe der JVA Stammheim, wo eigens ein neuer Sicherheitstrakt und ein Gerichtssaal gebaut worden waren, machte die Stuttgarter noch mehr als die Menschen anderswo zu Zeugen und Beteiligten einer Eskalation nicht nur der Ereignisse, sondern auch der Stimmung, die sich genauso unter Bürgern wie unter Vertretern der Kulturbetriebe extrem aufgeheizt hatte. Die Bitte der Mutter von Gudrun Ensslin um Unterstützung einer Zahnbehandlung der inhaftierten Terroristin, die der damalige Intendant des Staatsschauspiels, Claus Peymann, qua Anschlag am Schwarzen Brett des Theaters bekannt machte, wurde zum Politikum. Auch die Frage der Beerdigung der Terroristen beschäftigte die Stuttgarter. Erst durch die beherzte und menschliche Entscheidung des damaligen Oberbürgermeisters Manfred Rommel, konnten Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe auf dem Stuttgarter Dornhaldenfriedhof bestattet werden.
DER ROTE SCHATTEN thematisiert die bis heute offen gebliebenen Fragen, die auch in den öffentlichen Debatten der letzten Jahre – wie etwa im Zuge des Prozesses gegen Verena Becker, der 2013 zu Ende ging – diskutiert worden sind. DER ROTE SCHATTEN spielt auf zwei Zeitebenen: in der Jetztzeit und in den entscheidenden Wochen des Oktobers 1977. In diesem Wechselspiel von Heute und Vergangenheit, zwischen fiktionaler Mordermittlung und dokumentarischen Fragmenten schafft Dominik Graf dem Publikum Raum, sich mit den Nachwirkungen des Linksterrorismus der bundesdeutschen 1970er Jahre auseinanderzusetzen.

Press release | 11 08 2017

Die Filme der ersten Ausgabe von
»moving history – Festival des historischen Films«

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Vom 20. bis 24. September 2017 findet im Filmmuseum Potsdam zum ersten Mal das »moving history – Festival des historischen Films« statt. Dazu Festivalleiterin Dr. Ilka Brombach »Filme üben einen kaum zu überschätzenden Einfluss auf unsere Vorstellung von der Vergangenheit aus. Ob es sich um dokumentarische Aufnahmen oder um fiktionale Inszenierungen handelt, ob im Fokus bestimmte historische Epochen und Persönlichkeiten oder eher einzelne Ereignisse und Lebensabschnitte »normaler« Leute stehen: all diese Bilder und Töne mit ihren sinnlichen Details – den Gesichtern, Kostümen und der Ausstattung, all diese Erzählungen – vielstimmig, unterhaltend oder aufklärend, geben uns eine Idee davon, woher wir kommen und wer wir sind. Wir haben moving history gegründet, weil wir Filmen über historische Themen mit einem regelmäßigen Festival zu einer größeren Öffentlichkeit verhelfen möchten, und zwar über den Einzelfilm, das Tagesgeschäft und die Abgrenzung zwischen Kino und Fernsehen hinaus.«
Die erste Ausgabe des Festivals widmet sich der filmischen Wahrnehmung der RAF. Gezeigt werden fiktionale und dokumentarische Werke aus den vergangenen 50 Jahren und aktuelle Produktionen, die sich mit Aspekten der Entstehung des deutschen Linksterrorismus als auch deren Einflüssen, Wirkungen und Folgen befassen.
»Das thematische Programm von moving history 2017 zeigt eine Auswahl von Filmen, deren Bezugspunkt die Zeit vom 2. Juni 1967 bis zum Deutschen Herbst 1977 ist, audiovisuelle Dokumente, Dokumentationen und Fiktionalisierungen, die seit 1967 entstanden sind und noch immer entstehen. Sie sind Versuche der Verarbeitung und der Aufklärung genauso wie der Verklärung und des Voyeurismus. Die öffentliche Auseinandersetzung mit ihnen und über sie kann nicht nur zu einem besseren Verständnis der Ereignisse von damals, sondern auch der Verhältnisse von heute führen.«
Chris Wahl, Vorstandsmitglied »moving history – Festival des historischen Films Potsdam e.V.«
Zum Filmprogramm

Press release | 05 08 2017

Symposium: »Re-Framing RAF – Terrorismus in der audiovisuellen Erinnerungskultur«

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Vom 20.–24.09.2017 befasst sich die erste Ausgabe von moving history – Festival des historischen Films mit der audiovisuellen Aufarbeitung der RAF. In diesem Rahmen findet am 22.09.2017 von 9.00 bis 17.00 Uhr im Zentrum für Zeithistorische Forschung, Potsdam (ZZF) das wissenschaftliche Symposium »Re-Framing RAF – Terrorismus in der audiovisuellen Erinnerungskultur« statt.
Während die Geschichte der RAF im Wesentlichen bekannt ist, verhält es sich mit ihrem erinnerungskulturellen Status ganz anders; er zeichnet sich nach wie vor durch Kontroversen und Veränderungen von Perspektive und Intensität aus, so dass sich schwer voraussagen lässt, welchen Stellenwert die Geschichte der RAF in Zukunft im kollektiven Gedächtnis der Deutschen haben wird und wie diese Geschichte erzählt wird.
Seit dem letzten großen Jubiläum des Deutschen Herbstes im Jahre 2007 hat es prägnante Veränderungen im Blick auf den Terrorismus der 1970er und 1980er Jahre gegeben, die Thema des Symposiums sein sollen: Erstens betrifft dies den Bereich »Terrorismus und Medien«, und zwar sowohl hinsichtlich der Mediennutzung, ohne die weder logistisch noch phänomenologisch Terrorismus möglich wäre, als auch in Bezug auf die zeitversetzte Verarbeitung des Themas in verschiedenen Künsten und Medien. Zweitens hat sich inzwischen ein Generationsbruch vollzogen, der es nun möglich macht, die Auswirkungen des Terrorismus aus der Perspektive der Kinder oder jüngeren Geschwister von Tätern und Opfern zu erzählen. In jüngster Zeit gibt es eine Reihe von Fernsehfilmen, die familiäre und generationelle Konstellationen zum Ausgangspunkt dokumentarischer oder fiktionaler Auseinandersetzungen machen. Schließlich ist drittens die Perspektive auf den Linksterrorismus der Vorwendezeit heute überlagert vom aktuellen islamistischen Terrorismus. Die Anschläge in westlichen Staaten seit 9/11 haben den Blick auf den Terrorismus der 1970er und 1980er Jahre verändert, bisweilen werden Aspekte wegen der Verbindung zum palästinensischen Terrorismus gar als Vorgeschichte gedeutet. Diskutieren lässt sich zudem, inwiefern aktuelle Mediennutzung und Bildprogramme Bezüge zu den historischen Phänomenen aufweisen.

Anmeldung zum Symposium bis zum 15. September 2017 per Email bei Vanessa Jasmin Lemke: lemkev@zzf-potsdam.de
Hier finden Sie das komplette Programm des Symposiums.

Am: 22.09.17, 9.00–17.00 Uhr
Ort: Zentrum für Zeithistorische Forschung, Am Neuen Markt 9d Großer Seminarraum, mit Voranmeldung

Press release | 31 07 2017

Clio – Preis für den besten Film zu einem
historischen Thema

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Am 20.09.17 wird im Rahmen der feierlichen Eröffnung der ersten Ausgabe des »moving history – Festival des historischen Films« (20.–24.09.17) im Filmmuseum Potsdam erstmals die Clio für den besten Film zu einem historischen Thema verliehen. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert und wird vom Filmpark Babelsberg gestiftet. Clio ist in der griechischen Mythologie die Muse der Geschichtsschreibung.
Prämiert werden Filme, die sich auf besondere Weise mit einem historischen Thema befassen. Werke, deren fiktionale Filmhandlung in der Vergangenheit angesiedelt ist, oder auch in der Gegenwart spielt, jedoch gesellschaftliche Probleme einer weiteren Vergangenheit verhandelt. Außerdem Filme, deren geschichtlicher Stoff mit dokumentarischen bzw. essayistischen Mitteln erschlossen wird.
Weiter werden Werke berücksichtigt, die sich einer bislang vernachlässigten oder heiklen Materie widmen bzw. ein bekanntes Thema auf innovative Art behandeln, indem sie die Möglichkeiten und Grenzen von Geschichtsrepräsentation mit audiovisuellen Mitteln reflektieren und ausloten und ihren Gegenstand in einem stimmigen narrativen und ästhetischen Gesamtkonzept präsentieren.
In die Auswahl für die Clio 2017 kamen Filme, die ihren Kinostart zwischen dem 02.06.16 und dem 01.06.17 hatten.

Die nominierten Filme sind:
Beuys von Andres Veiel
Die Blumen von gestern von Chris Kraus
Ein deutsches Leben von Christian Krönes, Olaf Müller, Roland Schrotthofer, Florian Weigensamer
In Zeiten des abnehmenden Lichts von Matti Geschonneck
Nebel im August von Kai Wessel
Vor der Morgenröte – Stefan Zweig in Amerika von Maria Schrader

Die Jury setzt sich in diesem Jahr aus den Gründungsmitgliedern des »moving history – Festival des historischen Films« zusammen: Der Festivalleiterin Dr. Ilka Brombach, den Vorstandsmitgliedern Christoph Classen, Claudia Lenssen, Felix Moeller, Sachiko Schmidt und Chris Wahl.

Festivalfotos finden Sie in der Fotogalerie.